Overview
  Gesellschaftsleitung
  Wahlruffernsprecher

Gesellschaftsleitungen (amerikanisch: party line) sind Fernsprechleitungen, an die mehrere Sprechstellen parallel angeschlossen sind. Sie werden eingerichtet, wenn wenige Teilnehmer beispielsweise in Tälern oder entlang eines Verkehrsweges angeordnet sind und aufgrund der sonst notwendigen Leitungslängen nicht einzeln an eine zentrale Vermittlungsstelle herangeführt werden können.

Sie werden in der Regel im OB-Betrieb betrieben. Einfachere Einrichtungen finden sich in der Form, daß jede Sprechstelle mit eigenem Zeichen (Morsezeichen), das bei allen Stellen hörbar ist, z.B. mittels Induktor (Punkt = eine, Strich = drei Kurbelumdrehungen) angerufen wird. Soll der für eine Stelle bestimmte Ruf bei den anderen Stellen nicht wahrgenommen werden, sind sog. Rufausscheider notwendig.

Alle Sprechstellen können gleichzeitig sprechen und (mit)hören.

Ein Beispiel dafür sind Eisenbahn-Streckenfernsprechverbindungen, rechts der dafür häufig eingesetzte Fernsprecher OB 33; auf der Vorderseite ist Platz für eine Liste mit den einzelnen Rufzeichen.

Es wird unterschieden zwischen:

öffentlichen Gesellschaftsanschlüssen, bei denen der Ruf nur von einer Stelle (dem Amt) ausgeht und die Stellen untereinander keinen Verkehr haben, sowie

Anlagen mit wahlweisem Anruf, hier können die angeschlossenen Sprechstellen untereinander und mit einer Vermittlungsstelle verkehren.

Eine gebräuchliche Einrichtung hierfür ist die Ausstattung jeder Sprechstelle mit einem Wahlruffernsprecher:

Alle beteiligten Stellen werden mit einem Schrittschaltwerk ausgerüstet, das durch Stromstöße betätigt wird. Die Sprechstellen sind parallel als Brücken zwischen den a- und b-Zweig der Leitung geschaltet. Die Stromstöße erregen bei jeder Sprechstelle ein Linienrelais (LR) und durch dieses den Fortschaltmagneten (F) des Schrittschaltwerks. An einem äußerlich sichtbaren Zeiger ist die Stellung der Schaltwerke erkennbar.

Eine Linienbatterie liegt dauernd am a-Zweig. Wird der b-Zweig mit Hilfe einer Nummernscheibe (N) mehrmals geerdet, so sprechen die Linienrelais (LR) aller Sprechstellen ebenso oft an und betätigen dabei die Fortschaltmagnete. Nachdem die Schrittschaltwerke auf die verlangte Nummer eingestellt sind, wird die gewünschte Stelle selbsttätig angerufen. Mit dem Schrittschaltwerk ist eine Scheibe verbunden, die eine Einkerbung (l) trägt. Bei jeder Sprechstelle befindet sich diese Einkerbung an einer anderen Stelle. Wird gerufen, so sprechen die Anrufrelais (A) aller Stellen an. Der Wecker (W) wird jedoch nur bei der verlangten, durch die Stellung des Schrittschaltwerkes und der Scheibe eindeutig bestimmten Stelle eingeschaltet, weil nur bei ihr der Anker des Anrufrelais in die Einkerbung fällt, während er bei anderen Stellen durch den vollen Rand der Scheitbe festgehalten wird.

Solche Einrichtungen dienen zur Zusammenfassung einer Gruppe von Sprechstellen mit dauerndem gegenseitigen Verkehr, an die besondere Anforderungen auf unbedingte Zuverlässigkeit und Sicherheit gestellt werden, wie es z. B. im Zugdienst der Fall ist.

Quelle: Handwörterbuch für das elektrische Fernmeldewesen